Probleme mit dem Vergaser

 

Wer kennt das nicht: Da holt man das Fahrzeug nach einem langen Winter oder beim Gebrauchtkauf aus der Garage und kickt kräftig...und?? Nix! Der Motor will nicht. Hier kommt oft der Vergaser als Fehlerquelle in Frage.

Es gibt grundsätzlich vier Vergasertypen bei Simson Fahrzeugen: von BVF: NKJ,

16 N1, 16N3 und die neueren von BING. Die NKJ - Typen sind sehr alt und wohl kaum noch zu finden. Die 16N Varianten unterscheiden sich kaum und werden hier besprochen. Die Bing Vergaser sind anders aufgebaut und finden hier keine Beachtung da sie auch nicht original von Simson verbaut wurden.

Unterscheidungsmerkmal der beiden 16N Vergaser ist der Durchmesser des Kolbenschiebers: 16N1 - 2,3 cm;                16N3 - 1,8 cm.

Weiterhin ist an einer Seite des Vergasers eine flache Stelle zu finden, an der eine Zahl eingestanzt ist, z.B: 16 N 3-2. Die Zahl hinterm Strich ist eine weitere Spezifikation des Vergasers, da es z.B. unterschiedliche Varianten für Roller und Mokicks oder die 70er Motoren gab. Sie unterscheiden sich in Form und Richtung des Schlauchnippels und der Düsenbestückung.

 

Der 16 N 1 Vergaser löste die veralteten NKJs ab. Er wurde bis 1986 verbaut und dann durch den 16 N 3 abgelöst. Dieser zeichnete sich vor allem durch einen weitaus geringeren Verbrauch aus, was eine Senkung der Abgasemission bewirkte. Folgende Tabelle zeigt die Verwendung der Vergaser und welcher 3'er Vergaser welchen alten 1'er ersetzt.

 

Alt Neu Fahrzeug
16N1-12  16N3-1 KR51/2
  16N3-2 SR 50
  16N3-3 SR 80
16N1-11 16N3-4 S 51
16N1-8 16N3-4 S 50
16N1-11 16N3-5 S 70
16N1-5 16N3-11 KR51/1, DUO 4/1

Wie man sieht, ist es auch kein Problem ältere Fahrzeuge mit den moderneren Vergasern auszurüsten.

 

Hier der Aufbau des 16N3 Vergasers, der des 16N1 ist vergleichbar.

1 Schlauchnippel 6 Nadeldüse 11 Plombe
2 Schwimmer 7 Leerlaufdüse 12 Leerlaufumluftschraube
3 Schwimmernadelventil 8 Luftbohrung für Leerlauf 13 Teillastnadel
4 Kraftstoffpegel 9 Leerlaufgemischkanal 14 Kolbenschieber
5 Hauptdüse 10 Leerlaufgemischschraube 15 Nadelhalter

Reinigungsarbeiten:

Schwimmergehäuse öffnen. Hauptdüse ausbauen und durchblasen, nicht mit spitzen Gegenständen durchstechen!

Schwimmer demontieren, dazu den Haltestift herausdrücken. Schwimmer leicht schütteln. Ist dabei ein Plätschern zu hören, ist der Schwimmer undicht geworden und ist damit unbrauchbar. Ein Trockenlegen und erneutes Verlöten gelingt meist nicht, da er recht schnell wieder "absäuft" und sich beim Verlöten von Hand das Gewicht des Schwimmers ändert.

Demontieren des Schwimmernadelventils und durchblasen der Düse. Nun hält man das Ventil senkrecht mit dem Federstift nach unten, drückt den Stift hoch und lässt ihn dann wieder los. Verschließt sich das Ventil nicht wieder selbstständig sollte man es durch Pressluft versuchen zu reinigen. Geht nichts mehr muss es ausgetauscht werden.

Um die Teillastnadel zu reinigen zieht man den Gasschieber nach Abdrehen der Überwurfmutter heraus. Man demontiert nichts weiter und reinigt die Nadel einfach am Schieber mit dem Fingernagel oder einem Stück weichem Holz. Niemals mit Metallgegenständen oder Schmirgelpapier säubern!!!!!

Um den Choke (oder auch Startvergaser) zu reinigen wird einfach der Startschieber heraus geschraubt. Wenn der Gummipfropfen nicht am unteren Kolbenende sondern im Vergaser liegt, sollte man das Bowdenzugspiel prüfen. Dazu das Gummiteil wieder in den Kolben drücken. Nun den Choke betätigen. Schiebt sich der Gummi vom Kolben muss das Spiel des Starterbowdenzuges an der Einstellschraube vergrößert werden. Liegt der Gummi im Vergaser funktioniert übrigens der Choke nicht und viele Motoren springen kalt ohne Choke nicht an. Eine häufig übersehene Fehlerquelle.

 

Einstellen des Leerlaufes:

16 N 1:

Die schräg am Gasschieber liegende Anschlagschraube wird soweit reingedreht bis der Motor "sauber" durchläuft. Nun wird das Leerlaufgemisch mit der Leerlaufluft-Regulierschraube (waagerecht an der Vergaserseite, Schraube mit Feder) so eingestellt das die maximale Drehzahl erreicht wird. Dazu wird zunächst die Schraube ganz rein und dann langsam raus gedreht, bis zur Höchstdrehzahl. Nimmt der Motor später schlecht Gas im unteren Drehzahlbereich an sollte man die Schraube max. 1/3 Umdrehung wieder reindrehen. Zum Schluss wird noch die Leerlaufdrehzahl wieder mit der Anschlagschraube so eingestellt, dass der Motor ruhig durchläuft, das sollten etwa 1200 bis 1600 Umdrehungen pro Minute sein (aber wer hat schon einen Drehzahlmesser).

 

16 N 3:

Bei diesem Vergaser kann das Leerlaufgemisch nicht mehr direkt eingestellt werden, die Einstellschraube liegt verblompt unter einem Plaststopfen und sollt keinesfalls bewegt werden. Zur Regulierung der Leerlaufdrehzahl wird nur die Umluftschraube (senkrecht mit Feder) verstellt.

Eine Einstellung der Leerlaufdrehzahl an beiden Vergasern mit Hilfe der Stellschrauben für das Bowdenzugspiel (am Kolbenschieberdeckel bzw. bei Rollern Stellschraube im Bowdenzug) sollte man sich wirklich verkneifen, das bringt nichts. Das Standgas würde sich ständig ändern und auch vom Lenkereinschlag abhängig sein. Die Bowdenzüge sollte stets gut geölt, leichtgängig sein und ein Spiel von 2mm haben.

 

Mehr sollte und kann man kaum am Vergaser nachstellen, alles andere sollte man einer Fachwerkstatt überlassen. Das betrifft hauptsächlich die häufigen Spielereien an den Stellschrauben unter den Plomben. Finger weg davon!!